tag:blogger.com,1999:blog-19086469867416638972023-11-15T09:44:44.797-08:00FilmkritilikUnknownnoreply@blogger.comBlogger11125tag:blogger.com,1999:blog-1908646986741663897.post-15727681315641413652012-02-26T06:19:00.000-08:002012-02-26T06:19:06.635-08:00Berlinale!?Ja, da war ich.<br />
Ja, es war toll!<br />
Ja, es sind neue Kritiken dazu geschrieben worden.<br />
Nein, die gibt es bis zur Erscheinung des Kinoheftes Nr. 7 nicht online.<br />
Dafür andere.<br />
Irgendwann.<br />
Bald.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />Unknownnoreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-1908646986741663897.post-30441404683900809072012-02-06T12:46:00.000-08:002012-02-06T12:53:08.345-08:00The Artist<br />
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span lang="DE">(FR
2011, R: Michel Hazanavicius)<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<b><span lang="DE" style="background-attachment: initial; background-clip: initial; background-color: white; background-image: initial; background-origin: initial;"><o:p>The Artist </o:p></span></b></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<b><span lang="DE" style="background-attachment: initial; background-clip: initial; background-color: white; background-image: initial; background-origin: initial;"><o:p><br /></o:p></span></b></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<iframe allowfullscreen='allowfullscreen' webkitallowfullscreen='webkitallowfullscreen' mozallowfullscreen='mozallowfullscreen' width='320' height='266' src='https://www.youtube.com/embed/MKsYnsi4SOs?feature=player_embedded' frameborder='0'></iframe></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="color: grey;"><b><br /></b></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span lang="DE" style="background-attachment: initial; background-clip: initial; background-color: white; background-image: initial; background-origin: initial; font-family: Georgia, 'Times New Roman', serif;">Ilona Royce Smithkin ist eine bekannte
Stil-Ikone und impressionistische Künstlerin. Die 91-Jährige wirkt wie ein
bunter, extravaganter Paradiesvogel und erinnert an Hal Ashbys’ Maude. Sie ist
bekannt für ihre bunte, ausgefallene Garderobe und, vor allem, für ihre
einzigartigen langen roten falschen Wimpern. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Georgia, 'Times New Roman', serif;"><br /></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Georgia, 'Times New Roman', serif;"><span lang="DE" style="background-attachment: initial; background-clip: initial; background-color: white; background-image: initial; background-origin: initial;">George Valentin ist </span><span lang="DE">ein
gefeierter Stummfilm-Hollywoodstar der 20er Jahre. Er geht immer aufrecht,
sprudelt von Selbstüberzeugung, beherrscht den perfekten Einsatz seiner
Augenbrauen und hat immer ein strahlendes Lächeln parat. Nach einer seiner
ausverkauften Premieren landet Peppy, eines der vielen Mädchen, die Georges
Fangemeinde bilden, zufällig auf einem Foto mit ihm und sorgt für Neugier in
der Presse am nächsten Tag: „<i>Who’s that
girl?</i>“<o:p></o:p></span></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Georgia, 'Times New Roman', serif;"><br /></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span lang="DE" style="font-family: Georgia, 'Times New Roman', serif;">Peppy Miller ist
das Aufsehen bewusst und nutzt die Chance aus, indem sie spontan bei Valentins Filmproduktion als Extra
kandidiert. Als sie dabei eines Tages auf George trifft, bekommt sie von ihm
ein aufgemaltes Muttermal, was später zu ihrem Markenzeichen wird. Nach und
nach ergattert sie immer wichtigere Filmrollen. Als nach einiger Zeit
Stummfilme von Talkies abgelöst werden, ergreift Peppy die Chance und schlüpft
in den Aschenputtel-Schuh. Sie wird der neue Hollywoodstar. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Georgia, 'Times New Roman', serif;"><br /></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span lang="DE" style="font-family: Georgia, 'Times New Roman', serif;">Parallel zu Peppys
Aufstieg erlebt George dagegen einen Misserfolg nach dem anderen. Nachdem er
sich negativ gegenüber den neuen Talkies-Filmen positioniert und sich lieber an
den alten Stummfilmen festhält, beginnt alles abwärts zu gehen: kaum jemand
besucht seine Premieren und interessiert sich für seine Filme, er wird von
seiner Frau verlassen und geht schliesslich Pleite. Sein Versagen wird in <i>The Artist</i> durch regnerisches Wetter,
seine ungekämmte Strähne und schlechtes Licht dargestellt. Der darstellerische
Höhepunkt seiner Krise kommt in seinem
Film „Tears of love“, wo er im Sand untergeht, von seinem eigenen Schatten
verlassen wird und schließlich das „Exit“-Schild hinter ihm zu sehen ist.
Parallel dazu werden seine persönlichen Objekte versteigert. Peppy ist einer
der wenigen Mitmenschen, der hilfsbereit immer wieder auf George zugeht, was in
ihm einen Kampf zwischen Stolz und der Bereitschaft Hilfe anzunehmen erzeugt. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Georgia, 'Times New Roman', serif;"><br /></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span lang="DE" style="font-family: Georgia, 'Times New Roman', serif;">Aufrechtes Gehen,
wippender Gang, Hände auf den Hüften, das makellose Gesicht, die perfekt
sitzende Frisur, das immer-zum-Zwinkern-bereite-Auge und viel Charisma: in <i>The Artist</i> zeigt Michel Hazanavicius,
was die Austrahlung eines Künstler ausmacht. Der Erfolg oder Misserfolg dieser
Aura hängt von der Anerkennung des Publikum ab. Berühmtheiten kommen und gehen.
Ist das Alte aufgebraucht, zielt die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf das
Neue. So funktioniert Hollywood! <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Georgia, 'Times New Roman', serif;"><br /></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span lang="DE" style="background-attachment: initial; background-clip: initial; background-color: white; background-image: initial; background-origin: initial; font-family: Georgia, 'Times New Roman', serif;">Ein Markenzeichen dient dazu, sich von der
großen gleichmäßigen Menge abzuheben. Das beweisen Peppys Schönheitsfleck und
Ilonas rote Wimpern. Beide Künstlerinnen’ haben eine eigene Ausstrahlung, jede
auf ihrer Art. Während Peppy den perfekten Filmstar in Schwarz/Weiß darstellt,
fuchtelt Ilona in ihrem kleinen chaotischen Zimmer mit bunten Tüchern und redet
davon, wie Farben Freunde werden können. Während George mit dreißig daran nagt,
Teil des alten Plunder zu sein, blüht die drei mal so alte Ilona unter dem
Motto „as we get older, we get better!“ erst recht auf. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Georgia, 'Times New Roman', serif;"><br /></span></div>
<span lang="DE" style="background-attachment: initial; background-clip: initial; background-color: white; background-image: initial; background-origin: initial; font-family: Georgia, 'Times New Roman', serif;"><span style="font-size: small;"> Sicherlich ging es Hazanavicius nicht darum,
eine tiefgreifende oder originelle Geschichte zu erzählen. </span><i>The Artist</i> ist ein nostalgischer Quasi-Stummfilm über Hollywood, in
dem sogar die Hässlichen schön sind. Er erinnert uns an den Reiz vergangener
Filmepochen und zeigt, dass Stummfilme keineswegs langweilig sein müssen.
Leider wird durch die Alt-Hollywood-Thematik auch an die damaligen Werte
erinnert: Anerkennung durch fremde Urteile, Streben nach Perfektion, etc. Und
wenn ich daran denke, freue ich mich um so mehr über die Tatsache, dass es noch
mehr Künstler wie Ilona gibt. </span>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1908646986741663897.post-43636618141856169992012-01-26T01:36:00.001-08:002012-01-26T01:40:24.125-08:00Verblendung<span style="text-align: justify;">(2012, R: David Fincher)</span><br />
<div class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<b><span lang="DE">Schönheitsmankos<o:p></o:p></span></b></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span lang="DE">Letzten Freitag Abend, der scherzhaft mit dem
13. übereinstimmt, ereigneten sich eigenartige Begebenheiten im bekanntesten
Blockbuster-Kino in Weimar. Im Kinosaal 1 warf ein noch nicht identifiziertes
Individuum unter unbekannten Umständen und Gründen, und unbekannter Methode und
genauem Zeitpunkt seinen noch gefüllten Softdrink-Becher gegen die Leinwand. Dadurch
ist im oberen rechten Teil der Leinwand ein Fleck entstanden, der die Fläche
von ca. 1 qm bedeckt und die Form einer verstreuten Träne hat. Demnächst sollen
10.000-Euro teure Putzkräfte zur Beseitigung des Sachschadens zum Einsatz
kommen. Dennoch wurde das Kino am nächsten Tag fleißig besucht, und die
Besucher entschieden sich für den Kinobesuch trotz Warnung. Wie fesselnd muss
ein Film sein damit man diesen Schönheitsdefizit vergisst? <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span lang="DE">Kuriose Ereignisse und Umständen und ein
großes Geheimnis, das gibt es auch in der Neuverfilmung von <i>Verblendung</i>, wo sich das Mysterium
allerdings um eine ernstere Gelegenheit dreht. Mikael Blomkvist, Journalist,
wird wegen Verleumdung angezeigt und zu einer Haftstrafe verurteilt. Daraufhin
zieht er sich offiziell zurück, nimmt aber nebenbei einen detektivischen Auftrag
vom Konzernchef Henrik Vanger an: dessen Großnichte Harriet ist vor über 40
Jahren ohne Spuren nach einer Familienfeier verschwunden. Durch Zufall entdeckt
Blomkvist, dass er von der geschickten Hackerin Lisbeth Salander überwacht
wird. Sie bekam ebenfalls einen Auftrag von Henrik Vanger: überprüfen, ob
Blomkvist vertrauenswürdig ist. Beide einigen sich darauf, das eine
Zusammenarbeit bei der Aufklärung des Rätsels effektiver ist als alles andere
und schließen sich zusammen. Sie finden heraus, dass sie hinter einem
Serienmörder sind, wobei es sich um ******** ****** handelt. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span lang="DE">Als Mikael eines Morgens Lisbeth dabei
erwischt, wie sie seinen Laptop untersucht und sie darauf hinweist, dass er ja
alles verschlüsselt hätte, antwortet die gekonnte Hackerin mit einem „Bitte!“
und verdreht die Augen. Blomkvist stellt sich als ungeschickter Detektiv
heraus, indem er sich beim Spionieren vom Killer erwischen lässt und in seinem
Mörder-Atelier landet. Ich bin währenddessen nur noch körperlich im Kinosaal
anwesend, mental -in Schweden- hoffe ich spannungsbeladen auf Rettung für
Mikael. Diese kommt auch in Form von Lisbeth an und rettet den in der Patsche
geratenen Detektiv. Sie ist der härtere Typ von beiden, die coole Spionin die
alles im Griff hat. Halt. Das stimmt nicht ganz. Ihre dunkle Vorgeschichte, die
in <i>Verblendung</i> gezeigt wird, legt auf
bitterer Weise dar, dass sie nicht immer unschlagbar gewesen ist. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span lang="DE">In <i>Verblendung</i>
treffen die üblichen Krimi-Zutaten aufeinander: alte Fotografien, Katzen,
Notizblöcke, verlassende Gegenden... Manchmal zu dick aufgetragen: Blomkvists
durchtrainierte Schultern passen gerade noch so in seinen Detektiv-Mantel und
ich habe mich jedes Mal gewundert, dass die Ermittler auf verpixelten Bildern
überhaupt etwas erkannten, geschweige interpretieren. Trotz Schönheitsdefiziten
hat mich der Film mit überraschenden Wendungen seitens den Charakteren und vor
allem der Handlung 153 Minuten lang gefesselt, gequält und in Spannung
versetzt. Und mehr erwarte ich von einem Krimifilm nicht. <o:p></o:p></span></div>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1908646986741663897.post-84196992376570026542012-01-18T02:08:00.000-08:002012-01-26T01:37:42.686-08:00Ziemlich beste Freunde(FR, 2011, R: Olivier Nakache, Eric Toledano)<br />
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<b><span lang="DE">„Wir müssen pragmatisch denken.“<o:p></o:p></span></b></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<div style="text-align: justify;">
<span lang="DE">Dass ein Film auf einer wahren Begebenheit
basiert irritiert. Soll das bedeuten, dass sich somit der gesamte Plot, mit
oder ohne unlogischen Details, gerechtfertigt, oder dient das nur der
Information? Will man damit einen draufsetzen und alles realistischer wirken
lassen? Niemand wird niemals wissen, wie es in der Realität passiert ist. Was
sollten wir mit einer wahren Begebenheit, die wir nicht kennen, überhaupt
anfangen? <o:p></o:p></span></div>
</div>
<div class="MsoNormal">
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
</div>
<div class="MsoNormal">
<div style="text-align: justify;">
<span lang="DE">Zwischenstop. Phillippe, ein wohlhabender Mann
zwischen vierzig und fünfzig, ist quergelähmt und auf der Suche nach einem
neuen Pfleger. Heute finden die Vorstellungsgespräche statt, und eine Reihe
ausgebildeter Pfleger sitzt brav im Warteraum. Driss, Immigrant aus Senegal,
kreuzt bei Phillippe auf weil er von ihm eine Unterschrift für seine Arbeitslosengeld-Unterlagen
benötigt. Im Gegensatz zu den artigen perfekt vorbereiteten Kandidaten führt
sich Driss grob und großmäulig auf. Phillippe beschließt zunächst aus
unerklärbaren Gründen, ihm die Möglichkeit zu geben, bei ihm eine Probezeit als
Pfleger zu absolvieren. Driss wird aus seinem alten Leben gerissen und erlebt
das Aschenputtel-Wunder. Weg von dem alten Umfeld, gekennzeichnet durch Gewalt,
Gefängnis, Zeit zwischen Bierdosen auf der Straße, Arbeitslosigkeit und graue
Plattenbauten, und rein in das Luxusleben der Reichen. Doch warum Driss? Er ist
taktlos, laut, macht geschmacklose Witze über Phillippes Behinderung und hat
keine Manieren. Er ist handgreiflich, nicht qualifiziert und war sogar schon im
Gefängnis. Aber er behandelt Phillippe nicht wie einen anderen Menschen. Kein
komischer Blick, keine zitternde Hand, keine Angst. Und an diesem Punkt ist
Phillippe Driss’ Hintergrund egal. Und spätestens als sich Driss rührend um
Phillippe bei einem Phantomschmerzen-Anfall kümmert, zeigt sich dass sich
Phillippes Entscheidung die richtige war. <o:p></o:p></span></div>
</div>
<div class="MsoNormal">
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
</div>
<div class="MsoNormal">
<div style="text-align: justify;">
<span lang="DE">Die letzte Einstellung scheint, durch das
andere Bildformat, die echten Protagonisten zu zeigen. Ach ja, es handelte sich
schließlich um eine wahre Begebenheit. Die zwei Männer befinden sich auf einer
Terrasse, reden und blicken über das Geländer hinaus in die Ferne. Aus ihrer
außergewöhnlichen Geschichte hat sich ein einzigartiger Film ergeben. Die
letzten Bilder machen mir zwei Dinge klar. Sie erinnern mich daran, dass ich
während des Filmes die Tatsache der wahren Begebenheit vollkommen vergessen
habe. Unter diesen Umständen wird mir klar, dass die Information über die wahre
Begebenheit, zumindest in diesem Fall, überflüssig ist. <o:p></o:p></span></div>
</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1908646986741663897.post-65615470389242935702011-12-19T03:57:00.003-08:002012-01-26T01:37:56.719-08:00In Time(USA, 2011, R: Andrew Niccol)<br />
<div class="p1">
<b><br /></b></div>
<div class="p1" style="text-align: center;">
<b>Pistolen sind kein Spielzeug</b></div>
<div class="p1">
<br /></div>
<div class="p1">
<div style="text-align: justify;">
Es ist Nacht. Zwei junge Menschen sind von einer langweiligen Party in einer Villa an den Strand geflüchtet und baden im Meer. Der Mond scheint auf die Wasseroberfläche und auf ihrer Haut. Ihre Kleidung liegt am Ufer. Doch eine Sache konnten sie nicht abnehmen und diese stört eine Einstellung durch die grell leuchtende grüne Farbe: eine digitale Zeitanzeige, die beide an ihren Armen eingraviert haben und stark genug ist, um beide von unten zu beleuchten. Es ist unübersehbar: die Zeit ist am ablaufen.</div>
</div>
<div class="p1">
<div style="text-align: justify;">
Zeit ist präsent. Zeit ist wertvoll. Zeit ist so wertvoll wie das Leben selbst. Das schlägt Regiesseur Andrew Niccol in <i>In Time </i>vor. Will Salas, ein fünfundzwanzig Jahre jung gebliebener gutwillige Mann lebt in einer in Zeitzonen strukturierte Welt, in der Zeit die Währung ist. Hier stoppt die biologische Uhr bei fünfundzwanzig - der ewig verfolgte Traum der Jugend scheint in Erfüllung zu gehen. Danach läuft die Lebensuhr wortgetreu ab, bis man, beim Nullpunkt angekommen, durch einen dumpfen Todesschlag von innen, stirbt. Unser Held lebt in der ärmsten dieser Zeitzonen. Dort lebt er üblicherweise mit einem Tag Zeit und muss ansehen, wie eilende Menschen um ihn herum an keine Zeit kommen und sterben. Ein paar Zeitzonen weiter bewegen sich die Reichen im Zeitlupentempo und sind langweilige hundert Jahre alt. Die Armen sterben und die Reichen leben nicht. Die Welt ist ungerecht aufgeteilt. Und Will hat sich vorgenommen, diese Welt in Ordnung bringen.</div>
</div>
<div class="p1">
<div style="text-align: justify;">
Fortlaufend auf die Uhr sehen zu müssen und nichts anderes im Kopf haben, als an Zeit zu kommen, ist ein ungeheuer gruseliger Gedanke, der in Form eines Science-Fiction/Actionfilms dargestellt wird. Dennoch ist er nicht weit von der realen Welt entfernt. Vielleicht kritisiert Niccol unsere wirre Obsession mit der sinnvollen Zeitnutzung: „Verschwende deine Zeit nicht!“. Hatte Niccol diesen Spruch satt und wollte ihn verwirklichen um zu zeigen, was Zeit wirklich Wert sein kann, oder handelt es sich um eine Kritik des Kapitalismus? <i>In Time</i>: eine faszinierende Idee, ein schönes Geschenk ungeschickt verpackt. Superautos, Schiessereien, Verfolgungen auf Dächern: das gesamte Programm eines Actionfilms wird aufgeboten. Warum wird so ein origineller Ansatz durch so unkreativ, klischeehafte Elemente dargestellt? Vielleicht hätte man sich die übertriebene Verpackung sparen sollen.</div>
</div>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1908646986741663897.post-82067287572463297512011-12-19T03:57:00.001-08:002012-01-26T01:38:12.271-08:00CHEYENNE: THIS MUST BE THE PLACE<i>R: Paolo Sorrentino </i><br />
<div class="p1">
<i>B: Umberto Contarello/Paolo Sorrentino </i></div>
<div class="p1">
<i>D: Sean Penn, Frances McDormand, Judd Hirsch</i></div>
<div class="p1">
<i><br /></i></div>
<div class="p1">
<br />
<div style="text-align: justify;">
Ein mittelgrosser, schwarzer Labrador mit rotem Halsband und einem Sanitär- Lampenschirm am Hals rennt heiter im Zickzack in einem grossen, sehr grünen Garten mit einem runden hellen Bodenbrunnen versehen, auf ein ansehnliches hellgraues Gebäude zu. Es folgt ein leichter Schwenk nach oben, der die ganze Villa zum Vorschein bringt. Eine Art kleines Schloss mit grossen, weissen Fenstern mitten im grünen Dublin. Der Filmtitel erscheint in grossen weissen Buchstaben: <i>THIS MUST BE THE PLACE</i>. Dass dies der Ort sein muss, weiss Cheyenne noch nicht. Im Gegensatz zu uns konnte er den Titel nicht sehen. Vielleicht ist das ein Grund dafür, warum dieser mit seiner Ehefrau im Ruhestand lebende Rockstar, der ein Mix aus Edward Scissorhands, Severus Snape, Marilyn Manson, Robert Smith von The Cure und Bela B. von den Ärzten sein könnte, eine Reise in die Staaten beginnt. Dort soll Alouise Lange, ein Naziverbrecher, leben, von dem sein vor kurzem verstorbener Vater lange Zeit besessen war weil er ihn gedemütigt haben soll. Um Aloise Lange zu finden und sich für seinen Vater zu rächen, muss Cheyenne per Auto -denn er leidet unter Flugangst- einmal quer durch Nordamerika reisen und trifft während seinem Road Trip auf verschiedene, <i>mehr oder weniger </i>Fremde. Er hat zwar eine einschläfernd nervige Stimme und bewegt sich wie eine ältere Frau, denkt und handelt aber wie ein unschuldiges Kind und ist, trotz seiner fünfzig Jahre, noch nicht richtig erwachsen. Er ist auf seiner Art mitreissend und fasziniert seine Mitmenschen.</div>
</div>
<div class="p1">
<div style="text-align: justify;">
Der Film endet mit Cheyennes Rückkehr nach Dublin. Er kehrt ungeschminkt, mit kurzen Haaren, nicht mehr in Schwarz gekleidet und -zu allem Erstaunen- mit dem Flugzeug nach Hause zurück. Die letzte Einstellung zeigt einen in den Himmel lächelnden, endlich erwachsenen Mann, der nach Hause gefunden hat. Jetzt scheint er auch zu wissen, wo er hingehört.</div>
</div>
<div class="p1">
<div style="text-align: justify;">
Mit Cheyenne hat Sorrentino hat eine grossartige Figur geschaffen. Um so ärgerlicher ist es, dass der Plot -zumindest die Darstellung- an vielen Stellen unübersichtlich, schwer verständlich und abstrus ist. Es scheint, als ob Sorrentino vergessen hätte, manche Details der parallel laufenden Geschichten, zu erwähnen. Diese mangelnde Kohärenz und Information wird leider durch den eigenartigen Hauptcharakter, ein fast vergötternder Verweis auf die Post-Punk-Musik der 80er und eine visuell anziehende Farb- und Bildkomposition nicht kompensiert. Es ist vielleicht auch gerade diese die Aufmerksamkeit fesselnde Ästhetik, in der sich Sorrentino verwickelt hat und die seinen Film nicht gelingen lässt.</div>
</div>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1908646986741663897.post-40823506859839151192011-12-19T03:56:00.001-08:002012-01-26T01:38:27.292-08:00TYRANNOSAUR – Eine Liebesgeschichte(GB 2011, R: Paddy Considine)<br />
<div class="p1">
<i><br /></i></div>
<div class="p1">
<i>-Wer sind Sie? </i></div>
<div class="p1">
<i>-Robert de Niro. </i></div>
<div class="p1">
<i>-Wollen Sie etwas zu trinken, Robert? </i></div>
<div class="p1">
<i>-F**k dich. </i></div>
<div class="p1">
<i>-Soll ich für Sie beten? </i></div>
<div class="p1">
<i>Keine Antwort.</i></div>
<div class="p1">
<br /></div>
<div class="p1">
<div style="text-align: justify;">
Joseph -nicht Robert- ist ein harter Kerl. In den ersten Szenen von <i>Tyrannosaur </i>tötet er seinen Hund Louie und provoziert bei den Menschen in seiner Umgebung immer neue Wutausbrüche. Joseph hat kleine Augen, tiefe Falten und eine raue, spöttische Stimme. Doch sein Blick und sein Verhalten sind eher einem kleinen unartigen Schuljungen zuzuordnen, als einem älteren Mann. Er ist von der Welt und all dem lästigen Hundegebell genervt, merkt jedoch, dass seine gewalteinflössende Art nicht die richtige ist. Er fühlt sich schlecht, flüchtet und endet in Hannahs Wohltätigkeitsgeschäft. Warum gerade bei dieser liebevollen, gläubigen Frau, die sich die Frechheit erlaubt, ihn zu fragen, ob sie für ihn beten soll? Joseph kommt mit so viel Güte nicht klar, fühlt sich durch das Hilfsangebot klein und verletzlich und verpackt Hannahs Leben auf zynischer Art in ein frommes Klischee. Dabei wollte sie nur Gutes tun. Spätestens als sie sich daheim auf dem Sofa schlafend stellt als ihr Ehemann nach Hause kommt und mit dem Lichtschalter spielt, ahne ich dass etwas mit dem stereotypisierten Lebensstil nicht übereinstimmt. Entweder hat sie ein grosses Kind zu pflegen, oder es ist sogar etwas noch schlimmeres. Als der Einblick in Hannahs Leben deutlicher wird, stelle ich fest, dass Möglichkeit zwei zutrifft. Ihr persönliches Inferno wird von einem schmierigen kläffenden Teufel beherrscht, den sie vor einiger Zeit geheiratet hat und der in der Öffentlichkeit mit einer harmlosen und perfekten Maske auftritt. Die Tatsache, dass ihr Mann sie in Wirklichkeit nicht nur physisch verprügelt und missbraucht, macht ihre Angst vor dem Heimkommen verständlich. Hannahs Probleme mit ihrem Mann spitzen sich zu und sie flieht zu Joseph. Was sich als unlogisch offenbart ist, dass sie sich von Josephs Nähe nicht bedroht zu fühlen scheint. Dieser fühlt sich jedoch überfordert: er ist nicht nett und hat auch keine karitativen Intentionen. Zwei Welten treffen aufeinander und eine sonderliche Beziehung entwickelt sich zwischen den beiden, die sie bis an ihre überraschende Grenzen treibt. Gute Menschen können sich auch für einen Gewaltakt als Ausweg entscheiden und selbst die härtesten Kerle brauchen Zuneigung.<i>Tyrannosaur </i>thematisiert das Ende von Beziehungen, eigene Probleme, fremde Probleme, Wutausbrüche, Gewalt und Alkohol. Warum dann dieser Titel ... - <i>Eine Liebesgeschichte</i>? Zwischen Joseph und Hannah entwickelt sich keine romantische Beziehung – eher eine besondere Freundschaft. Hannah und Joseph finden den Mut zur Selbstgerechtigkeit, jeder auf eigener Art. Wenn es Considine bei der Titulierung nicht auf eine Ironie abgesehen hat, dann handelt es sich bei <i>Tyrannosaur </i>um eine andere Art von Liebe. Vielleicht Selbstliebe die dem Gebell -wörtlich genommen oder nicht- ein Ende setzt und einen Neuanfang möglich macht.</div>
</div>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1908646986741663897.post-89594026414036316852011-12-19T03:55:00.000-08:002012-01-26T01:38:42.994-08:00I'm Not A F**king Princess(2011, R: Eva Ionesco)<br />
<div class="p1">
<b><br /></b></div>
<div class="p1" style="text-align: center;">
<b>„Das ist Kunst, du doofe Ziege!“</b></div>
<div class="p1">
<br /></div>
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Beziehungen zwischen Mutter und Tochter sind einzigartig. <i>I'm Not A F**king Princess </i>erzählt die Geschichte von Hanna und ihrer Tochter Violetta. Diese führt anfangs ein ziemlich ruhiges Leben, abgesehen davon, dass Hanna kein enges Mutter-Tochter Verhältnis zu interessieren scheint. Das ist im ersten Moment nicht sehr schlimm, denn Violettas Urgrossmutter kümmert sich um sie. Hanna ist Künstlerin. Sie ist kaum daheim, kommt und geht, trägt glitzernde Kleider und hat extravagante Freunde. Nun hat sie eine Kamera und kommt auf die Idee ihre Tochter, die wirklich bildhübsch ist, zu fotografieren. Eine zunächst harmlose Idee. Als Fotomodell bekommt Violetta zum ersten Mal Mamas Wunderland zu sehen. Ein schwarzer Perlenvorhang ist die Tür zu Hannas Reich: Totenköpfe und andere aussergewöhnliche Objekte sind Teil der Dekoration. Hier ist es dunkel, morbide und skurril wie in der Hölle, die sich ironischerweise im Obergeschoss befindet. Violetta ist dennoch fasziniert davon, Teil von Hannas Wunderwelt zu sein und endlich die volle Aufmerksamkeit ihrer Mutter zu haben. Daher geht sie auf die Wünsche ihrer Mutter ein: für ihre Fotos will sie kein Lächeln, sondern einen Blick von unten, aus der Hölle. Violetta ist gut. Hanna merkt das und verlangt neben Professionalität, immer mehr Haut zu zeigen. Violetta ahnt nicht, dass ihre Mutter sie ab diesem Moment nur noch als Kunstobjekt wahrnehmen wird. Sie wird von ihrer Mutter unsanft aus ihrem bisherigem Leben gerissen. Von nun an ist sie eine Puppe, eine Prinzessin die mit gespreizten Beinen und unschuldigem Gesicht vor der Kamera ihrer Mutter posiert. Hannas Fotos sorgen für Aufsehen und treiben sie in den Mittelpunkt ihrer Branche. Violetta schlüpft in eine neue Rolle und entwickelt sich zur unausstehlichen Diva, wodurch sie sich von ihrer Mutter nicht mehr viel unterscheidet. In <i>I'm Not A F**king Princess </i>werden diese psychologischen Wandlungen sehr grob dargestellt: in einer Szene ist Violetta ein niedliches Mädchen, in der nächsten sitzt sie an einem Tisch in Begleitung von ihrer Mutter und ihren Künstlerfreunden und sagt Dinge wie „der Tod ist eine Hure“. Im Laufe der Zeit merkt sie, dass Hanna auf sie angewiesen ist, und beschliesst nicht mehr auf die Forderungen ihrer ruhmsüchtigen und kunstblinden Mutter einzugehen. Sie will nur Zuneigung, aber Hanna merkt das nicht mal im Geringsten. Immer wieder streiten sich die beiden, rennen voneinander weg und hintereinander her. Wer pubertierende Schwestern erlebt hat, weiss wovon die Rede ist. Dennoch irgendwo ist die Grenze, die die Hormonen nicht mehr bereit sind zu überschreiten, und selbst mir wird es zu viel. Doch gerade dieses peinlich übertriebene Benehmen ist mir suspekt und lässt mich ahnen, dass es Teil eines verwirrenden Planes Evas Ionescos ist. Eine Mutter macht erotische Fotos von ihrer Tochter und verkauft sie ohne jegliche Bedenken. Das ist krank, und kann nur ernsthaft gravierende Folgen haben.<i>I`m Not a F**king Princess </i>behandelt ein sensibles Thema. Es ist sehr verlockend, den Film einfach mit dem üblichen Kopfschütteln anzuhaken. Jedoch ist es nicht einfach, die einprägsamen Bildern so schnell loslassen und man ist gewissermassen zu einer Auseinandersetzung mit dem Werk gezwungen. Wenn Eva Ionesco es also darauf abgesehen haben sollte, mit diesem Film ein Gefühl von Grausamkeit und Ekel zu erzeugen, so hat sie ihr Ziel erreicht. Wenn ich an manche Szenen zurückdenke, bekomme ich noch immer Gänsehaut.</div>
</div>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1908646986741663897.post-46789555982254845692011-12-19T03:54:00.001-08:002012-01-26T01:39:14.365-08:00Melancholia(2011, R: Lars von Trier)<br />
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Blaues Licht in kühler Atmosphäre..., ein schwaches Beben erschüttert die Erde begleitet von einem leichten Wind. Es wird heller und die Musik immer lauter. Das Ende der Welt rückt mit jeder Sekunde näher. Zehn dürre Äste, in Form eines leinenlosen tipiartigen Zeltes, sollen drei Menschen - Justine, Claire und ihren Sohn Leo - vor dem Zusammenprall mit dem Planeten Melancholia beschützen...</div>
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So endet die Welt der Schwestern Justine und Claire und Lars von Triers <i>Melancholia</i>. Was würde man tun, wenn man wüsste, dass das Ende der Welt ein paar Stunden entfernt ist? Würde man die letzten Stunden geniessen? Schlafen? Selbstmord begehen?</div>
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Die Schwestern Justine und Claire hätten nicht unterschiedlicher sein können. Vielleicht wird <i>Melancholia </i>aus diesem Grund in zwei Teilen dargestellt, jedes einer der beiden Schwestern gewidmet. Die ersten, eher langsamen, irgendwie gehaltenen und fast statischen Bildern in <i>Melancholia </i>weisen schon auf das eigentliche Ende. Dennoch, und wie im Kontrast dazu, beginnt der Film mit einem glückseligem Ereignis: die Hochzeit von Justine und Michael. Die ersten wackeligen Bilder zeigen ein junges, glückliches, frisch verheiratetes Ehepaar. Auffallend ist Justines sorgloses Lächeln, das sich durch die kleinen Katastrophen ihrer Hochzeit nicht unterkriegen lassen. Das ist der erste Eindruck, der von ihrer zynischen Mutter schon bald aufgedeckt wird: Justine ist trotz der teueren, perfekt geplanten Hochzeit nicht endlos glücklich. Der perfekten Braut wird Perfektion abverlangt: ihr Chef Jack will von ihr, dass sie keine arbeitsunfähige Braut ist. Sie soll gut gelaunt sein, sich benehmen, tanzen, Torte schneiden, Tante Stahlbrecher sein und immer für alle da sein. Diese ihr gewünschte glückliche Schicksal scheint der gleiche wie der ihrer Schwester zu sein. Claire ist mit dem wohlhabenden John verheiratet ist und zeigt, dass sie das Durchhaltevermögen besitzt um in den schlimmsten Momenten ihre Liebsten selbstlos zu beschützen. Wenn man sich an Claire orientiert, frage ich mich, was wohl mit Justine am Tag ihrer Hochzeit los ist. Warum kann sie sich nicht ein paar Stunden zusammenreissen? Warum kündigt sie ihren Job, streitet sich mit Michael und zieht sich stundenlang auf ihrer Hochzeit zurück?</div>
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Im zweiten Teil des Films, der Claire gewidmet ist, entpuppt sich Justines Charakter als dem ihrer Mutter erstaunlich ähnlich: kalt, gefühllos, egoistisch, zynisch, satirisch, beissend, spitz und manchmal spöttisch. Ihre scharfe Zunge verursacht ihr weder ein schlechtes Gewissen noch Probleme. Zurück zur Hochzeit: Justine wehrt sich gegen ihr vermeintliches Schicksal. Sie versucht es zweifelhaft, doch ihre Hochzeit spitzt sich auf einen Moment zu, in dem sie aufhört zu strahlen. Sie ist von ihrem Braut-Lächeln erschöpft und kann es nicht mehr verdecken. So ist sie. Sie flüchtetnach draussen, wo ihr Blick magnetisch nach oben gezogen, und wo sie von der Kamera - nun nicht mehr wackelnd - beobachtet wird. Der Ausdruck ihrer Augen bewegt sich zwischen Melancholie, Leere und Kälte. Die Hochzeit wird nicht jenes ersehnte, grosse und glückliche Ereignis, sondern eine Katastrophe. Justines persönliche Welt bricht in sich zusammen, ein Vorwegnahme des kurz bevorstehenden Weltuntergangs.</div>
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<i>Dancer in the dark, </i>der fast zehn Jahre zurückliegt, unterzeichnete unter anderem Lars von Triers Verlangen nach authentischen Filmen. Auch in <i>Melancholia </i>behält er -wenn auch nur teilweise- die erschütterungsreiche und damit dokumentarische Kameraführung bei, die ihm zum Spannungsaufbau dient. Durch das Zusammenspiel von Gegensätzen und das Behandeln tiefgründiger Themen wir Liebe, Familie, Leben und Tod, schafft Lars von Trier es auf seine ganz eigene Weise, eine emotional geladene und von Verzweiflung geprägte Spannung aufzubauen. Die offensichtliche Erweiterung der technischen und filmischen Möglichkeiten und der Auftritt durchaus bekannter Schauspieler, scheint seine alten Richtlinien - der Reduktion auf das Wesentlichste - in Frage zu stellen. Haben wir nun bei Lars von Trier mit einer neuen Produktionsweise zu rechnen? <i>Melancholia </i>jedenfalls kann mit seinem herzzerreissenden und emotionalen Spiel diese These nicht bestätigen.</div>
</div>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1908646986741663897.post-18358112067636335092011-12-19T03:53:00.001-08:002012-01-26T01:39:33.049-08:00RestlessUSA, 2011<br />
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R: Gus Van Sant </div>
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D: Henry Hopper, Mia Wasikowska, Ryo Kase</div>
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Zwei Menschen lernen sich kennen, es folgt die Rosa-Brille-Phase, danach der Absturz, und schliesslich die Auflösung. Genrebezeichungen, vor allem bei Liebesgeschichten, sind oft reduzierend und vereinfachend. Wenn es sich bei einem Film um ein so ausgeschöpftes Genre wie Liebesdramen handelt, erweckt jeder Film dieser Gattung gewisse Erwartungen.</div>
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Was könnte <i>Restless </i>bieten um nicht in der Masse unterzugehen oder in Schubladen gesteckt zu werden? Schon die ersten Szenen weisen auf das grosse Thema hin: die Konfrontation mit dem Tod. Die Teenager Annabel und Enoch lernen sich kennen, indem sie sich auf Beerdigungen fremder Menschen begegnen. Dass sie nicht eingeladen sind, ist zunächst nur zwischen den beiden ein Geheimnis, was sie zu Komplizen macht. Diesem Anschlusselement folgt eine zierliche Liebesgeschichte und die Nachricht, dass Annabel wegen Krebs bald sterben wird. Neunzig Minuten lang geht es darum, wie vor allem Enoch den Tod seiner verstorbenen Eltern und den von Annabel verarbeitet. Sie dagegen wirkt so, als ob sie mit dem Urteil schon lange gerechnet hätte. PPP. Die Beziehung zwischen beiden durchlebt einen zeitlichen Druck und erzeugt Spannung durch das Bewusstsein, dass Annabel jeden Moment sterben könnte. Nach und nach zeigt Gus Van Sant, dass Beerdigungen zwar ernst, aber den realen Tod nicht ersetzen können, dass man Gefühle und Betroffenheit nicht üben kann, um im Ernstfall nicht verletzt zu werden.</div>
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Erwähnenswert ist auch die charmante Mitteilung und Andeutung von Informationen und Details über die Figuren. Zum Beispiel erwähnt Enoch nebensächlich, nachdem das Grab seiner am gleichen Tag gestorbener Eltern zu sehen ist, dass „Autos sehr gefährlich sind“. Alles was über die Protagonisten nicht gesagt wird erweckt Neugier. Warum zum Beispiel hat Enoch einen imaginären Freund? Hiroshi ist ein japanischer Geist, ein Kamikaze. Eine kuriose Figur, die Enoch mit Fragen und Tatsachen konfrontiert, denen er noch nicht in die Augen sehen will oder traut. Er agiert als Aufklärer von Enochs Gedanken. Das ist hilfreich, denn Enoch ist ein stiller Mensch. Hiroshi ist das fragenstellende Publikum, sein Elternersatz und Enochs Alter Ego.</div>
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In <i>Restless </i>wird nicht explizit über Krebs gesprochen. Das zweite grosse Thema,das behandelt wird, ist paradoxerweise kaum der Erwähnung wert. Gewinnt es dadurch an Bedeutung, oder will der Regisseur damit das Thema zur Seite stellen und den Wert, die Betroffenheit, die Wichtigkeit, die wuchtende Bedeutung von Leben und Tod zu nutzen? Der idealisierende Gedanke, dass Annabels Urteil ein Missverständnis ist und alles gut endet, bekommt keine Chance. Krebs führt nicht zu dem Hoffen auf ein Happy End, sondern bedeutet durchfallen oder bestehen und die Gegenüberstellung der daraus folgenden Tatsachen.</div>
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<i>Restless </i>hält sich an eine Linie von eindrucksvollen Naheinstellungen, scharf- unscharf-Spiel und sorgfältige Bildkompositionen, die eine ästhetisch reizvolle Fotografie ergeben. Es handelt sich um eine leichte Art von Film, durch die es leider nicht möglich ist, ernst gemeinte Streite zwischen Annabel und Enoch als solche wahrzunehmen. Ergreifende Themen greifen leider nicht unter die Haut.</div>
</div>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1908646986741663897.post-12016851456772173432011-12-19T03:52:00.001-08:002012-01-26T01:39:53.506-08:00Harold and MaudeUSA, 1971<br />
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B: Colin Higgins </div>
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R: Hal Ashby </div>
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D: Ruth Gordon, Bud Cort</div>
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„Tssst! Möchtest du Lakritze?“ - So lernten sich Harold und Maude bei einer Beerdigung kennen.</div>
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Harold hat ein kindlich blasses Gesicht und dünne lange Beine, dennoch verrät seine schon stattliche Figur, dass er kein Kind mehr, sondern bereits ein junger Mann ist. Harolds wohlhabende Mutter verzweifelt über die Untätigkeit des unkonventionellen Sohnes, versucht sein Leben für ihn zu planen. Er hingegen redet nicht viel und zieht es vor, Beerdigungen fremder Menschen zu besuchen. Der Tod, das Todsein ist für Harold eine faszinierende Angelegenheit. Madame Marjorie Chardiu, oder einfach nur Maude, ist eine lebhafte, bunte, fröhliche und zierliche 79 Jahre junggebliebene Frau, die ihre geflochtenen Zöpfe immer hochsteckt trägt. Sie lebt in einem Zugwagon am Stadtrand und ihr Lebensmotto lautet: jeden Tag etwas Neues ausprobieren. Auch sie liebt Beerdigungen fremder Menschen. Denn dort schliesst und erfüllt sich der Lebenskreis. Harold steht für die neue, wohlhabende, amerikanische Generation von Jugendlichen Ende der Sechziger Jahre. Maude lässt die Polizei durch ihre naive Art, Regeln zu befolgen, alt aussehen und repräsentiert die Ideale der frühen 60er. Maudes freier Umgang mit fremden Eigentum, der Teil ihres bunten und unbeschwerten Lebensstils ist, lässt so manchen Polizisten staunen. Sie repräsentiert die altgewordene Aufstandsgeneration: die grossen Proteste sind jetzt klein und individuell. Collin Higgins vereint diese beiden Generationen in <i>Harold and Maude</i>. Es scheint überraschend, dass zwei so unterschiedliche Menschen, neben den Beerdigungsbesuchen und ihren exzentrischen Momenten auch noch andere Gemeinsamkeiten haben. Beide fallen aus der Rolle in einer Gesellschaft, die die Normalität anstrebt. Harold will die Aufmerksamkeit seiner Mutter. Maude passt sich, wie einst <i>Bonnie and Clyde </i>(USA 1968, Penn), den Regeln der Gesellschaft nicht an und rebelliert auf ihrer pazifischen naiven Weise. Harold und Maude wollen auf ihre besondere Art verstanden und akzeptiert werden – wollen sie das? Neben einer sehr sorgfältigen Cadrage fallen bei <i>Harold and Maude </i>die weiten Landschaftseinstellungen auf. <i>Harold and Maude </i>feiert die Ideale des New Hollywoods, was durch die episodische Erzählweise und die sprunghafte Montage zum Ausdruck gebracht wird. Letztere wird der Nouvelle Vague zugeschrieben werden, die nach dem klassischen Hollywood nicht leicht zu verstehen ist. Aber Maude rät, dass man nicht verzweifeln sollte, denn „bis man Ästhetik zu schätzen weiss, dauert es immer.“</div>
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