Schönheitsmankos
Letzten Freitag Abend, der scherzhaft mit dem
13. übereinstimmt, ereigneten sich eigenartige Begebenheiten im bekanntesten
Blockbuster-Kino in Weimar. Im Kinosaal 1 warf ein noch nicht identifiziertes
Individuum unter unbekannten Umständen und Gründen, und unbekannter Methode und
genauem Zeitpunkt seinen noch gefüllten Softdrink-Becher gegen die Leinwand. Dadurch
ist im oberen rechten Teil der Leinwand ein Fleck entstanden, der die Fläche
von ca. 1 qm bedeckt und die Form einer verstreuten Träne hat. Demnächst sollen
10.000-Euro teure Putzkräfte zur Beseitigung des Sachschadens zum Einsatz
kommen. Dennoch wurde das Kino am nächsten Tag fleißig besucht, und die
Besucher entschieden sich für den Kinobesuch trotz Warnung. Wie fesselnd muss
ein Film sein damit man diesen Schönheitsdefizit vergisst?
Kuriose Ereignisse und Umständen und ein
großes Geheimnis, das gibt es auch in der Neuverfilmung von Verblendung, wo sich das Mysterium
allerdings um eine ernstere Gelegenheit dreht. Mikael Blomkvist, Journalist,
wird wegen Verleumdung angezeigt und zu einer Haftstrafe verurteilt. Daraufhin
zieht er sich offiziell zurück, nimmt aber nebenbei einen detektivischen Auftrag
vom Konzernchef Henrik Vanger an: dessen Großnichte Harriet ist vor über 40
Jahren ohne Spuren nach einer Familienfeier verschwunden. Durch Zufall entdeckt
Blomkvist, dass er von der geschickten Hackerin Lisbeth Salander überwacht
wird. Sie bekam ebenfalls einen Auftrag von Henrik Vanger: überprüfen, ob
Blomkvist vertrauenswürdig ist. Beide einigen sich darauf, das eine
Zusammenarbeit bei der Aufklärung des Rätsels effektiver ist als alles andere
und schließen sich zusammen. Sie finden heraus, dass sie hinter einem
Serienmörder sind, wobei es sich um ******** ****** handelt.
Als Mikael eines Morgens Lisbeth dabei
erwischt, wie sie seinen Laptop untersucht und sie darauf hinweist, dass er ja
alles verschlüsselt hätte, antwortet die gekonnte Hackerin mit einem „Bitte!“
und verdreht die Augen. Blomkvist stellt sich als ungeschickter Detektiv
heraus, indem er sich beim Spionieren vom Killer erwischen lässt und in seinem
Mörder-Atelier landet. Ich bin währenddessen nur noch körperlich im Kinosaal
anwesend, mental -in Schweden- hoffe ich spannungsbeladen auf Rettung für
Mikael. Diese kommt auch in Form von Lisbeth an und rettet den in der Patsche
geratenen Detektiv. Sie ist der härtere Typ von beiden, die coole Spionin die
alles im Griff hat. Halt. Das stimmt nicht ganz. Ihre dunkle Vorgeschichte, die
in Verblendung gezeigt wird, legt auf
bitterer Weise dar, dass sie nicht immer unschlagbar gewesen ist.
In Verblendung
treffen die üblichen Krimi-Zutaten aufeinander: alte Fotografien, Katzen,
Notizblöcke, verlassende Gegenden... Manchmal zu dick aufgetragen: Blomkvists
durchtrainierte Schultern passen gerade noch so in seinen Detektiv-Mantel und
ich habe mich jedes Mal gewundert, dass die Ermittler auf verpixelten Bildern
überhaupt etwas erkannten, geschweige interpretieren. Trotz Schönheitsdefiziten
hat mich der Film mit überraschenden Wendungen seitens den Charakteren und vor
allem der Handlung 153 Minuten lang gefesselt, gequält und in Spannung
versetzt. Und mehr erwarte ich von einem Krimifilm nicht.
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