26 Januar 2012

Verblendung

(2012, R: David Fincher)

Schönheitsmankos

Letzten Freitag Abend, der scherzhaft mit dem 13. übereinstimmt, ereigneten sich eigenartige Begebenheiten im bekanntesten Blockbuster-Kino in Weimar. Im Kinosaal 1 warf ein noch nicht identifiziertes Individuum unter unbekannten Umständen und Gründen, und unbekannter Methode und genauem Zeitpunkt seinen noch gefüllten Softdrink-Becher gegen die Leinwand. Dadurch ist im oberen rechten Teil der Leinwand ein Fleck entstanden, der die Fläche von ca. 1 qm bedeckt und die Form einer verstreuten Träne hat. Demnächst sollen 10.000-Euro teure Putzkräfte zur Beseitigung des Sachschadens zum Einsatz kommen. Dennoch wurde das Kino am nächsten Tag fleißig besucht, und die Besucher entschieden sich für den Kinobesuch trotz Warnung. Wie fesselnd muss ein Film sein damit man diesen Schönheitsdefizit vergisst?

Kuriose Ereignisse und Umständen und ein großes Geheimnis, das gibt es auch in der Neuverfilmung von Verblendung, wo sich das Mysterium allerdings um eine ernstere Gelegenheit dreht. Mikael Blomkvist, Journalist, wird wegen Verleumdung angezeigt und zu einer Haftstrafe verurteilt. Daraufhin zieht er sich offiziell zurück, nimmt aber nebenbei einen detektivischen Auftrag vom Konzernchef Henrik Vanger an: dessen Großnichte Harriet ist vor über 40 Jahren ohne Spuren nach einer Familienfeier verschwunden. Durch Zufall entdeckt Blomkvist, dass er von der geschickten Hackerin Lisbeth Salander überwacht wird. Sie bekam ebenfalls einen Auftrag von Henrik Vanger: überprüfen, ob Blomkvist vertrauenswürdig ist. Beide einigen sich darauf, das eine Zusammenarbeit bei der Aufklärung des Rätsels effektiver ist als alles andere und schließen sich zusammen. Sie finden heraus, dass sie hinter einem Serienmörder sind, wobei es sich um ******** ****** handelt.

Als Mikael eines Morgens Lisbeth dabei erwischt, wie sie seinen Laptop untersucht und sie darauf hinweist, dass er ja alles verschlüsselt hätte, antwortet die gekonnte Hackerin mit einem „Bitte!“ und verdreht die Augen. Blomkvist stellt sich als ungeschickter Detektiv heraus, indem er sich beim Spionieren vom Killer erwischen lässt und in seinem Mörder-Atelier landet. Ich bin währenddessen nur noch körperlich im Kinosaal anwesend, mental -in Schweden- hoffe ich spannungsbeladen auf Rettung für Mikael. Diese kommt auch in Form von Lisbeth an und rettet den in der Patsche geratenen Detektiv. Sie ist der härtere Typ von beiden, die coole Spionin die alles im Griff hat. Halt. Das stimmt nicht ganz. Ihre dunkle Vorgeschichte, die in Verblendung gezeigt wird, legt auf bitterer Weise dar, dass sie nicht immer unschlagbar gewesen ist.

In Verblendung treffen die üblichen Krimi-Zutaten aufeinander: alte Fotografien, Katzen, Notizblöcke, verlassende Gegenden... Manchmal zu dick aufgetragen: Blomkvists durchtrainierte Schultern passen gerade noch so in seinen Detektiv-Mantel und ich habe mich jedes Mal gewundert, dass die Ermittler auf verpixelten Bildern überhaupt etwas erkannten, geschweige interpretieren. Trotz Schönheitsdefiziten hat mich der Film mit überraschenden Wendungen seitens den Charakteren und vor allem der Handlung 153 Minuten lang gefesselt, gequält und in Spannung versetzt. Und mehr erwarte ich von einem Krimifilm nicht. 

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