19 Dezember 2011

I'm Not A F**king Princess

(2011, R: Eva Ionesco)

„Das ist Kunst, du doofe Ziege!“

Beziehungen zwischen Mutter und Tochter sind einzigartig. I'm Not A F**king Princess erzählt die Geschichte von Hanna und ihrer Tochter Violetta. Diese führt anfangs ein ziemlich ruhiges Leben, abgesehen davon, dass Hanna kein enges Mutter-Tochter Verhältnis zu interessieren scheint. Das ist im ersten Moment nicht sehr schlimm, denn Violettas Urgrossmutter kümmert sich um sie. Hanna ist Künstlerin. Sie ist kaum daheim, kommt und geht, trägt glitzernde Kleider und hat extravagante Freunde. Nun hat sie eine Kamera und kommt auf die Idee ihre Tochter, die wirklich bildhübsch ist, zu fotografieren. Eine zunächst harmlose Idee. Als Fotomodell bekommt Violetta zum ersten Mal Mamas Wunderland zu sehen. Ein schwarzer Perlenvorhang ist die Tür zu Hannas Reich: Totenköpfe und andere aussergewöhnliche Objekte sind Teil der Dekoration. Hier ist es dunkel, morbide und skurril wie in der Hölle, die sich ironischerweise im Obergeschoss befindet. Violetta ist dennoch fasziniert davon, Teil von Hannas Wunderwelt zu sein und endlich die volle Aufmerksamkeit ihrer Mutter zu haben. Daher geht sie auf die Wünsche ihrer Mutter ein: für ihre Fotos will sie kein Lächeln, sondern einen Blick von unten, aus der Hölle. Violetta ist gut. Hanna merkt das und verlangt neben Professionalität, immer mehr Haut zu zeigen. Violetta ahnt nicht, dass ihre Mutter sie ab diesem Moment nur noch als Kunstobjekt wahrnehmen wird. Sie wird von ihrer Mutter unsanft aus ihrem bisherigem Leben gerissen. Von nun an ist sie eine Puppe, eine Prinzessin die mit gespreizten Beinen und unschuldigem Gesicht vor der Kamera ihrer Mutter posiert. Hannas Fotos sorgen für Aufsehen und treiben sie in den Mittelpunkt ihrer Branche. Violetta schlüpft in eine neue Rolle und entwickelt sich zur unausstehlichen Diva, wodurch sie sich von ihrer Mutter nicht mehr viel unterscheidet. In I'm Not A F**king Princess werden diese psychologischen Wandlungen sehr grob dargestellt: in einer Szene ist Violetta ein niedliches Mädchen, in der nächsten sitzt sie an einem Tisch in Begleitung von ihrer Mutter und ihren Künstlerfreunden und sagt Dinge wie „der Tod ist eine Hure“. Im Laufe der Zeit merkt sie, dass Hanna auf sie angewiesen ist, und beschliesst nicht mehr auf die Forderungen ihrer ruhmsüchtigen und kunstblinden Mutter einzugehen. Sie will nur Zuneigung, aber Hanna merkt das nicht mal im Geringsten. Immer wieder streiten sich die beiden, rennen voneinander weg und hintereinander her. Wer pubertierende Schwestern erlebt hat, weiss wovon die Rede ist. Dennoch irgendwo ist die Grenze, die die Hormonen nicht mehr bereit sind zu überschreiten, und selbst mir wird es zu viel. Doch gerade dieses peinlich übertriebene Benehmen ist mir suspekt und lässt mich ahnen, dass es Teil eines verwirrenden Planes Evas Ionescos ist. Eine Mutter macht erotische Fotos von ihrer Tochter und verkauft sie ohne jegliche Bedenken. Das ist krank, und kann nur ernsthaft gravierende Folgen haben.I`m Not a F**king Princess behandelt ein sensibles Thema. Es ist sehr verlockend, den Film einfach mit dem üblichen Kopfschütteln anzuhaken. Jedoch ist es nicht einfach, die einprägsamen Bildern so schnell loslassen und man ist gewissermassen zu einer Auseinandersetzung mit dem Werk gezwungen. Wenn Eva Ionesco es also darauf abgesehen haben sollte, mit diesem Film ein Gefühl von Grausamkeit und Ekel zu erzeugen, so hat sie ihr Ziel erreicht. Wenn ich an manche Szenen zurückdenke, bekomme ich noch immer Gänsehaut.

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