19 Dezember 2011

CHEYENNE: THIS MUST BE THE PLACE

R: Paolo Sorrentino 
B: Umberto Contarello/Paolo Sorrentino 
D: Sean Penn, Frances McDormand, Judd Hirsch


Ein mittelgrosser, schwarzer Labrador mit rotem Halsband und einem Sanitär- Lampenschirm am Hals rennt heiter im Zickzack in einem grossen, sehr grünen Garten mit einem runden hellen Bodenbrunnen versehen, auf ein ansehnliches hellgraues Gebäude zu. Es folgt ein leichter Schwenk nach oben, der die ganze Villa zum Vorschein bringt. Eine Art kleines Schloss mit grossen, weissen Fenstern mitten im grünen Dublin. Der Filmtitel erscheint in grossen weissen Buchstaben: THIS MUST BE THE PLACE. Dass dies der Ort sein muss, weiss Cheyenne noch nicht. Im Gegensatz zu uns konnte er den Titel nicht sehen. Vielleicht ist das ein Grund dafür, warum dieser mit seiner Ehefrau im Ruhestand lebende Rockstar, der ein Mix aus Edward Scissorhands, Severus Snape, Marilyn Manson, Robert Smith von The Cure und Bela B. von den Ärzten sein könnte, eine Reise in die Staaten beginnt. Dort soll Alouise Lange, ein Naziverbrecher, leben, von dem sein vor kurzem verstorbener Vater lange Zeit besessen war weil er ihn gedemütigt haben soll. Um Aloise Lange zu finden und sich für seinen Vater zu rächen, muss Cheyenne per Auto -denn er leidet unter Flugangst- einmal quer durch Nordamerika reisen und trifft während seinem Road Trip auf verschiedene, mehr oder weniger Fremde. Er hat zwar eine einschläfernd nervige Stimme und bewegt sich wie eine ältere Frau, denkt und handelt aber wie ein unschuldiges Kind und ist, trotz seiner fünfzig Jahre, noch nicht richtig erwachsen. Er ist auf seiner Art mitreissend und fasziniert seine Mitmenschen.
Der Film endet mit Cheyennes Rückkehr nach Dublin. Er kehrt ungeschminkt, mit kurzen Haaren, nicht mehr in Schwarz gekleidet und -zu allem Erstaunen- mit dem Flugzeug nach Hause zurück. Die letzte Einstellung zeigt einen in den Himmel lächelnden, endlich erwachsenen Mann, der nach Hause gefunden hat. Jetzt scheint er auch zu wissen, wo er hingehört.
Mit Cheyenne hat Sorrentino hat eine grossartige Figur geschaffen. Um so ärgerlicher ist es, dass der Plot -zumindest die Darstellung- an vielen Stellen unübersichtlich, schwer verständlich und abstrus ist. Es scheint, als ob Sorrentino vergessen hätte, manche Details der parallel laufenden Geschichten, zu erwähnen. Diese mangelnde Kohärenz und Information wird leider durch den eigenartigen Hauptcharakter, ein fast vergötternder Verweis auf die Post-Punk-Musik der 80er und eine visuell anziehende Farb- und Bildkomposition nicht kompensiert. Es ist vielleicht auch gerade diese die Aufmerksamkeit fesselnde Ästhetik, in der sich Sorrentino verwickelt hat und die seinen Film nicht gelingen lässt.

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